Hospitalismus

Hospitalismus

Einleitung

“Nur langsam bekomme ich die Augen auf. Ich bin wie gelähmt von den ganzen Schmerzmedikamenten. All meine Sinne sind berauscht. Ich kann nicht aufstehen. Das verhindert die Krankheit, die meinen ganzen Körper lahmlegt. Multiple Sklerose. Meine Beine wollen nicht mehr. Ich müsste mal auf Toilette. Ich schaue mich im Zimmer um.

Hier ist niemand. Niemand, den ich um Hilfe bitten kann. Ich komme nicht zur Klingel. Ich habe keine Kraft um Hilfe zu rufen. Jetzt gerade fühle ich mich sehr, sehr einsam. Warum hilft mir denn keiner?”

“Ich heiße Mia, ich bin 10 Jahre alt und ich habe durch einen Unfall beide Eltern verloren. Leider habe ich keine Verwandten, die mich aufnehmen können. Also lebe ich im Heim. Mir fehlt meine Mami schrecklich doll, weil sie mich immer so lieb gekuschelt hat und mir zugehört hat.

Mein Papa las mir am Abend immer so tolle Geschichten vor. Man kümmert sich hier um mich. Ich bekomme Essen und Trinken…und doch fehlt mir etwas ganz tief in meinem Herzen. Ich fühle mich allein.”

Erkennst auch du dich in einem der genannten Beispiele wieder oder hast ähnliches erfahren? Gab es für dich auch diese schrecklichen, einsamen Momente, aus denen du nicht fliehen konntest? Möchtest du diese Erinnerungen und Folgen aufarbeiten mit uns, damit dein Herz wieder unbeschwerter wird?

Dann lass uns gemeinsam klären, was Hospitalismus bedeutet und wie man dir helfen kann. Für weitere Fragen stehen dir unsere Gegen-die-Einsamkeit-Coaches aus unserer Coachliste zur Verfügung, die mit dir Ursachen ergründen und eine individuelle Behandlung dieser mit dir durchführen.

Was ist Hospitalismus?

Unter Hospitalismus versteht man in der Psychologie ganz allgemein alle Folgen, seelischer und körperlicher Natur, die durch mangelnde Zuwendung, während eines Aufenthaltes in einer stationären Einrichtung, entstanden sind. Auslöser des Hospitalismus-Syndrom kann auch die lieblose und fehlende Zuwendung von Eltern an das Kind sein.

Der psychische Hospitalismus, auch Deprivationssyndrom genannt, wurde ursprünglich an Kindern, die in Heimen aufwachsen, festgestellt. Es wird hervorgerufen durch eine mangelnde Versorgung in psychischer, emotionaler Hinsicht, weil die Zuwendung durch eine Kontaktperson fehlt in dessen Folge sich körperliche sowie seelische Schäden am Kind zeigen.

Zu Hospitalismus-Patienten zählen auch die Menschen, die sich in Langzeitpflege befinden, weil sie körperliche Gebrechen haben und vielleicht behindert oder auch alt sind. Sie wurden durch ihre Immobilität ihrer Selbständigkeit beraubt und sind angewiesen auf die Pflege. Sie verlieren dadurch ihre einstige Rolle in der Gesellschaft sowie ihre Identität und die Bestimmung über ihren eigenen Handlungsspielraum. An dieser Stelle unterscheidet man zwischen psychischen und physischen Hospitalismus.

Info am Rand: Synonyme für Hospitalismus sind Deprivationssyndrom, Frustrationssyndrom und Separationssyndrom

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Wie entsteht ein Hospitalismus?

Psychischer Hospitalismus entsteht durch die mangelnde Zuwendung und Vernachlässigung vor allem von Kindern. So fehlt es ihnen nicht nur an guter zwischenmenschlicher Beziehung zu einer Bezugsperson, geprägt von Aufmerksamkeit, Liebe, Zuneigung und Wärme durch Mutter oder Vater, die Kinder leiden durch die Verwahrlosung auch an Entwicklungsstörungen und Depression (häufig betroffen sind Kinder aus Kinderheimen).

Aber nicht nur Kinder, auch andere Personen können betroffen sein. Immer dann, wenn es an emotionaler Zuwendung, an optischen oder akustischen Reizen oder einfach an Angeboten der Beschäftigung mangelt.

Der physische Hospitalismus entsteht wiederum durch einen Krankenhausaufenthalt oder anderweitige pflegerische langfristige Betreuung (durch Personal in der Langzeitpflege, ambulanter Pflegedienst, Pflegeheime etc.), bei dem pflegerische Maßnahmen fehlerhaft oder schlichtweg unzureichend durchgeführt werden (z. B. Lagerung des Patienten, unzureichende Mobilität, mangelnde Hygiene etc.).

Symptome und Folgen von Hospitalismus

Beginnend bei den Kindern, die unter dem Mangel an Fürsorge und Liebe aufwachsen, zeigen sich in fast allen Bereichen ihrer Entwicklung Defizite, vor allem Störungen in ihrer Intelligenzentwicklung, sowie in ihrer motorischen als auch sprachlichen Entwicklung. Je jünger die Kinder und je länger der Zeitraum, in dem sie in dieser Deprivation aufwachsen müssen, desto stärker zeigen sich die Symptome des Hospitalismus. Das nennt man auch anaklitische Depression.

Die Schädigungen zeigen sich auch im sozialen Verhalten. Auch hier haben die Kinder Defizite, denn sie ziehen sich mehr und mehr zurück und werden ihrer Umgebung gegenüber teilnahmslos. Sie wollen keinen Kontakt mehr zu anderen Menschen aufnehmen. Sicher hast du schon einmal das Verhalten einer solchen geprägten Person im Fernsehen gesehen. Denn das typische, charakteristische Verhalten ist das immer wieder durchgeführte, monogame Vor- und Zurückschaukeln (eine sogenannte Schaukelbewegung).

Weil es verschiedene Formen des Hospitalismus gibt, sind auch die Symptome des Hospitalismus vielfältig und können bei jedem Betroffenen anders ausgeprägt sein und auftreten. Das Alter des Betroffenen spielt ebenso eine Rolle (wir erinnern uns: Im Text “Deprivation/ Deprivationssyndrom” sprachen wir schon darüber, dass vor allem Säuglinge und Kleinkinder besonders abhängig sind von ihrer Bezugsperson.)

Häufige Symptome sind seelische Störungen wie z. B. Depressionen, Angstzustände, Reizbarkeit, Suizidgedanken. Der Mensch entwickelt eine gewisse passive Grundstimmung, ist teilnahmslos und manchmal sogar apathisch. Als Folge all dieser Symptome entwickeln die Betroffenen oft Bindungsängste, haben Anpassungs-und Kommunikationsstörungen und können mitunter auch zu aggressivem Verhalten neigen. Mangelndes Selbstwertgefühl und Mangel an Empathiefähigkeit zählen ebenfalls zu den Auswirkungen.

Wie wird Hospitalismus therapiert?

Der Beginn der Therapie des Hospitalismus sollte damit starten, betroffene Menschen aus ihrer toxischen Umgebung zu befreien und ihnen eine Umgebung schaffen, in der sie sich geborgen, sicher und wahrgenommen fühlen. In der er die Zuwendung bekommt, die er benötigt.

Die Auswirkungen beurteilend, ist dann eine Psychotherapie evtl. auch mit Krankenhausaufenthalt (Tagesklinik) ein guter Schritt für den Betroffenen, psychische Defizite wieder aufzuarbeiten. Allerdings kann auch mitunter eine Psychotherapie nicht immer alles wieder reponieren. Je nach Länge der Deprivation können Schäden mitunter irreversibel sein. Allerdings hilft die Psychotherapie dabei wieder Gefühle zuzulassen, das soziale Umfeld zu stärken und das Selbstbewusstsein aufzubauen.

Kann nun ein Betroffener seine Umgebung nicht verlassen, weil er eben auf die Pflege und Mediziner in den Kliniken angewiesen ist, so gibt es auch die Möglichkeit der sozialen Stimulation. Hierbei wird der Kontakt zu Familie und Angehörigen generell gewährleistet. Eventuell ist auch der Sozialdienst als Vermittler der Besuche tätig.

Zusätzlich dürfen sich Patienten auch gerne persönliche Gegenstände mit in das Krankenhaus nehmen, um sich geborgener zu fühlen. Das kann ein eigenes Kissen oder Kissenbezug sein oder ein Bild der Familie. Vielleicht ist es aber auch ein Kuscheltier für ein Kind?

Das Kaspar-Hauser-Syndrom

Der Begriff Kaspar-Hauser-Syndrom wurde benannt nach dem gleichnamigen Jungen “Kaspar Hauser”, der mit 16 Jahren in Nürnberg entdeckt worden ist. Es ist nicht bekannt, wie er sich befreien konnte, denn Zeit seines Lebens war Kaspar Hauser eingesperrt und bekam nur Brot und Wasser zur Ernährung, ohne jegliche Zuwendung. Ihm fehlte es vollständig an emotionaler Bindung und Wärme.

Er war geistig retardiert, konnte kaum sprechen und war völlig verwahrlost. Die Geschichte von Kasper Hauser ist ein Sinnbild dafür, was mit der Entwicklung passiert, wenn ein Kind durch Verwahrlosung der Eltern sowie wenig bis kaum Reize, Liebe, Zuneigung, Kommunikation oder Aufmerksamkeit, eine Isolation erleben muss. Das Kasper-Hauser-Syndrom ist zugleich auch die schwerste Form des Hospitalismus. Und natürlich ist es auch auf andere Generationsgruppen als die der Kinder übertragbar.

In einer Studie untersuchte Mackes et al. (2020) die Auswirkungen von Hospitalismus auf die Gehirnstruktur eines Erwachsenen, die zwar Hospitalismus erlebt hatten, jedoch später in eine Pflegefamilie adoptiert wurden. Man fand heraus, dass die Länge der Vernachlässigung in einem Kinderheim einen maßgeblichen Einfluss auf die Gehirngröße des Erwachsenen hat.

Daraus konnte man schließen, dass ein Mangel in der frühesten Kindheit sich langfristig auf eine gesunde Entwicklung des Kindes auswirkt. Die Psychologie geht davon aus, dass zwischen mangelnder Empathiefähigkeit im Erwachsenenalter und Hospitalisierungserfahrungen in der Kindheit ein Zusammenhang besteht.

SOS – Und jetzt mal Tacheles

Menschen sind Gefühlsmenschen und Gefühle wollen gelebt werden. Doch nicht jedes Gefühl tut uns auf Dauer gut. Je mehr wir einem Gefühl Raum geben, desto mehr umschließt es uns. Das kann bei positiven Gefühlen wie Glück und Freude absolut zum Wohlbefinden beitragen. Doch was ist, wenn es eben negative Gefühle sind, die unser Leben bestimmen.

Wenn Einsamkeit und Traurigkeit unser Alltag werden. Je mehr diese Gefühle zugelassen werden, wird es zu einem Zustand. Und dieser Zustand gibt uns Sicherheit. Wir wollen uns von da an eigentlich nur noch zurückziehen und am sozialen Geschehen weniger teilnehmen, weil das würde Stress bedeuten. Dann nehmen wir lieber die Beeinträchtigungen in Kauf und leben mit der Ablehnung der Gesellschaft, weil das Gefühl der Einsamkeit uns nun zu einer Sicherheit geworden ist.

Angst ist hierbei der größte Freund. Denn sie hindert uns daran, den Ursachen auf den Grund zu gehen und dem Wert der Einsamkeit einen niedrigeren Stellenwert zu geben als dem Gefühl der Freiheit und der sozialen Integrität.

Bist du bereit deine Umstände zu ändern?

SOS – Was ist der erste Schritt um es zu beenden?

Ja, was kann man also tun? Was denkst du wäre für dich der erste Schritt aus der Einsamkeit herauszukommen? Deine Beschwerden zu lösen? Stell dir doch vor allem erst einmal bewusst die Frage: Fühle ich mich denn überhaupt wohl in meiner Haut mit dem mich ständig umgebenden Gefühl der Traurigkeit? Nun sei ehrlich zu dir selber. Wer ist schon gerne traurig?

Es gibt immer Tage, Wochen oder auch richtige Abschnitte im Leben, die uns einfach herunterziehen. Dann überwiegt in uns auch einfach mal die Traurigkeit. Wir wollen uns nur noch zurückziehen aus unserem Sozialleben. Das alles ist nicht vergleichbar mit dem, was dir passiert ist. Du hast deine eigene Geschichte. Und da möchtest du nun gerne heraus?

Wenn du Hilfe brauchst deine Ängste zu überwinden und du nach dem Sonnenschein in deinem Herzen suchst, dann melde dich bei unseren Coaches. Stück für Stück können wir mit dir ein Konzept erarbeiten, bis du wieder fröhlich sein kannst. Eine vollkommen kostenlose und unverbindliche Anfrage erreichst du über den Button! Die passenden Bezugspersonen helfen dir Schritt für Schritt, einen positiven Weg einzuschlagen!

SOS – Warum du nicht länger warten solltest

Dazu stellt sich ja nur eine Frage: Möchtest nicht auch du wieder leben, lieben, lachen können? Das Leben genießen? Die Zeit läuft ununterbrochen – nutze sie für positive Emotionen!

SOS – Dein neues Leben

Mit der Aufarbeitung deiner Gefühle und deiner Vergangenheit, wird dir die Welt wieder zu Füßen liegen. Schritt für Schritt schaust du, was dir gut tut. Sprich über deine Ängste und alles was dir passiert ist.

Siehst du dich schon, wie du mit deiner Familie einen Strandausflug machst und dabei gelassen im Sand spielen kannst? Siehst du dich wie du mit Freunden um ein Lagerfeuer sitzt und ihr stimmungsvoll zu Herbert Grönemeyer singt? Bist du vielleicht der Vorsitzende eines Vereins, der sich mit der Vernachlässigung von Kindern beschäftigt? Ein Ehrenamtler, der im Kinderheim arbeitet, um Kindern Liebe zu schenken?

Deine Vergangenheit wird immer eine Bedeutung für dich haben. Aber lass sie nicht mehr deine Gegenwart und Zukunft dominieren! Unser Buch-Persönlichkeitsentwicklung steht dir als Werkzeug auf dem Weg zur Selbstfindung und Bewusstseinsstärkung kostenlos zum Download bereit. Profitiere jetzt davon!

Hinweis:

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