Streit in der Beziehung

Streit in der Beziehung

Streit in der Beziehung – Top 10-Tipps vom Beziehungs-Profi

Streiten gehört zum Leben dazu, aber wenn der Streit überhand nimmt, macht die Beziehung uns nicht mehr glücklich. Zu viel, zu oft, zu schmerzhaft ist beinahe jede Situation, obwohl wir den anderen doch eigentlich lieben. Wir wollen endlich aufhören zu streiten und wieder so verliebt sein, wie am Anfang der Beziehung.

Wie das gelingt und welche 10 Tipps Psychologen und Mentaltrainer bereithalten, erfährst du in diesem Artikel.

Wenn uns die Realität nicht gefällt

Wenn wir uns in einer Beziehung streiten und das zum Dauerzustand geworden ist, dann erreichen wir irgendwann den Punkt, an dem es einfach zu viel ist. Die ständigen Diskussionen machen uns müde und wir sind wütend über die Unverständlichkeit, die uns unserer Partner entgegenbringt. In unserer Beziehung fehlt es an Intimität, schönen Momenten und Gemeinsamkeiten.

Uns ist egal, ob der Partner verletzt wird, ja manchmal wollen wir es regelrecht, schämen und dann jedoch direkt dafür, wenn uns dieser Gedanke bewusst wird. Manchmal fragen wir uns, was andere machen, um so glücklich miteinander zu sein. Wir zweifeln an unserer Beziehung und wissen nicht, ob sie das noch wert ist.

Stehst du vor einer oder mehreren schweren Entscheidungen, könnte dir diese Seite helfen. Hier findest du einen professionellen Fragebogen, der dir unter Einhaltung notwendiger Standards und anhand wissenschaftlicher Befunde eine gute Reflexionshilfe bieten kann.

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Was wollen wir wirklich?

Oft ist uns nicht klar, was wir uns eigentlich wünschen, weil wir so sehr in der Beziehung involviert sind, dass wir es nicht schaffen, aufzuschauen. Wollen wir nur weniger streiten oder wollen wir nochmal von vorne anfangen? Ist unser Ziel, dass sich einer von uns ändert oder soll sich nur die Kommunikation verbessern?

Egal wie sehr wir an unserer Beziehung arbeiten, wir werden sie nicht „retten“, wenn nicht einige Voraussetzungen erfüllt sind. Die Scheidungsanwältin Laurie Puhn gilt in den USA bereits als Guru, was Beziehungen angeht. Sie hat in ihrem Buch erklärt, was erfüllt sein muss, damit unser Wunsch Realität werden kann.

  1. Wir müssen den Partner wirklich lieben und von ganzem Herzen aufhören wollen, zu streiten. Das heißt auch, dass wir nicht mehr unnötige Streitereien provozieren und an uns selbst arbeiten werden.
  2. Wir verstehen, dass wir verantwortlich sind für die Veränderungen, die wir in unsere Beziehung sehen wollen. Das hier ist keine Einbahnstraße, gepflastert mit Vorwürfen.
  3. Wir nehmen uns Zeit für diese Veränderung und verlangen weder von uns, noch von unserem Partner, dass morgen die Welt eine andere ist.

Was steckt hinter dem Begriff des Konfliktes?

Wir fangen klein an. In der Psychologie, Soziologie, Pädagogik, sogar in der Wirtschaft, wurde Das Phänomen des Konfliktes oder des Streits seit 1950 sehr gut erforscht. Hier gibt es unzählige Modelle und theoretische Annahmen.

In der Psychologie wird ein Konflikt als eine Ziel- oder Verhaltensdiskrepanz definiert. Das heißt, mindestens zwei Menschen wollen verschiedene Dinge und finden es nicht in Ordnung, wie der andere mit der Sache umgeht. Es bedeutet aber auch, dass das Streiten ein psychologischer Zustand ist. Wir erschaffen ihn, weil wir etwas wollen, tun oder erwarten und das nicht auf Anhieb funktioniert.

Ein Grund zur Hoffnung: Was wir erschaffen, können wir auch wieder zerstören. Wenn wir uns mit dem Thema auseinandersetzten, ist es uns möglich, Diskussionen zu deeskalieren und verschwinden zu lassen. Wir sind dem Streiten nicht ohnmächtig ausgeliefert, auch wenn es sich manchmal so anfühlt. Es liegt in unserer Hand, wie es weiter geht.

Die Dynamik des Dauerstreits

Wenn wir nur noch streiten, gibt es einige Dynamiken, die sich festsetzen. Dafür gibt es natürlich unzählige Modelle. Der Psychologe und Psychotherapeut Tilman Grande hat einen ausführlichen Fachartikel zu der Verbindung verschiedener Modelle geschrieben. In seinem Papier beschreibt er sehr gut die paartherapeutischen Ansätze in dysfunktionalen Beziehungsmustern in Zusammenhang mit den Konflikten. Er vertritt Ansätze der tiefenpsychologischen und analytischen Psychotherapie. Das Wichtigste an einem Beispiel zusammengefasst:

Es gibt eine Wunschkomponente. Wir wünschen uns, dass der andere Socken aufräumt, uns in den Arm nimmt oder sich den Eltern gegenüber anders verhält. (Für die Freud-Anhänger ist das die Es-Komponente oder unser „Unter-ich“, das nur Bedürfnisse befriedigen will).

Ob das nun passiert, weiß unsere Kontroll-Komponente (das Über-Ich). Sie legt fest, wann wir zufrieden genug sind, um keinen Streit anzufangen. Leider sind wir in einer ständigen Streitkultur daran gewöhnt, dass unser Wunsch auf Widerstand stößt. Wir denken, dass der andere unseren Wunsch zerstört wird und gehen auf Konfrontationskurs.

Wir erwarten regelrecht, dass der andere explodiert und es zum Streit kommen wird. Das Ganze kann man sich wie ein Theater vorstellen. Wenn wir ins Theater gehen (sich also ein Wunsch bildet), dann wollen wir unterhalten werden und suchen nach der Dramatik in dem Stück selbst.

Das Aufführungsstück stellt hierbei unseren Partner dar. Wir erwarten Fehlverhalten oder spannende Konflikte. Dabei schließen wir aus, dass das Bühnenbild einen Einfluss auf die Umgebung haben kann (ignorieren Umwelteinflüsse) und denken, dass der Akteur das ganze Geschehen vollkommen in der Hand hat. Es ist schließlich der Darsteller, der die Bühne vorbereitet hat.

Wir sind nicht einfach so in das Theater gegangen, sondern wir haben uns darauf vorbereitet. Warum sollte der Darsteller also nicht direkt perfekt reagieren können, selbst wenn er nicht damit gerechnet hat, jetzt zu performen? Schon bevor der Partner etwas mitbekommt, sind wir auf selbsterfüllenden Vorhersage.

Diese Modelle sind sehr gut erforscht und spiegeln die Realität vieler Menschen wieder. Aber es kommt noch schlimmer: Forscher fanden heraus, dass wir in ständigen Streitsituationen davon ausgehen, dass wir kooperativer sind, als unser Gegenüber. Wir haben ein völlig falsches Fremd- und

Aus Sackgassen rauskommen

Der Paartherapeut Wanja Kunstleben hat ein Modell zur Regenerierung der Streitkultur in Beziehungen entwickelt. Es gibt drei Dimensionen, die für jeden Streit wichtig sind. Wenn Ungleichgewicht zwischen diesen Dimensionen herrscht, eskaliert der Streit.

Wenn ein Paar nun also an sich arbeiten will, dann sollte die schwächste Dimension ermittelt und verbessert werden. Das Ganze sieht so aus: Stell dir einen Würfel oder ein Koordinatensystem vor. Auf der untersten Kante, die weg von dir zeigt, liegt die erste Dimension.

    1. Dimension: Regulation

      Regulation meint hier den Umgang miteinander. Es betrifft jede Form der Interaktion. Vermeiden die beiden Partner einen Konflikt, klären sie ihn sachlich oder emotional? Wenn es zur Eskalation im Umgangston kommt, dann entstehen häufig Wut, Frust oder Ohnmacht. Wir fühlen uns nicht verstanden und denken nicht, dass der andere wieder ein harmonisches Miteinander herbeiführen möchte. Regulation ist erlernbar.
      Auf der Kante nach links liegt die Klärung.

    2. Dimension: Klärung

      Haben wir gelernt, wie wir richtig mit dem anderen reden, geht es jetzt darum, auch das zu sagen, was wir meinen. Es ist das direkte Aussprechen unserer Gedanken. Wenn die Klärung gut gelingt, fühlen wir uns verstanden und sind auf einer gemeinsamen Welle. Wir verstehen, wie der andere die Wörter meint und können ihm oder ihr unsere Probleme verdeutlichen. Wir müssen uns also inhaltlich damit auseinandersetzen.
      Die dritte Dimension zeigt in unserem Koordinatensystem nach Oben

    3. Dimension: Intimität

      Intimität ist eine Erlebensdimension. Es geht nicht nur um körperliche, sondern auch um emotionale Nähe. Erlauben wir dem anderen überhaupt, uns hier und jetzt nahe zu sein? Können wir zulassen, ihn oder sie in unsere Festung einzuladen?

Wenn ein Paar in einem Streit feststeckt, ist es oft unmöglich, in irgendeine Richtung zu gehen. Wir wollen oft zu viel auf einmal und das in jedem einzelnen Streit.

Das nächste Mal, wenn ihr in einer Sackgasse gelandet seid, und zu oft streitet, fokussiert euch nur auf eine der Dimensionen. Wäre es eventuell möglich, die Wortwahl zu ändern? Könntet ihr damit anfangen euch in den Arm zu nehmen? Habt ihr wirklich verstanden, warum der andere etwas tut oder nicht tut?

Der erste große Streit

Wie habt ihr euch verhalten? Viele behaupten, dass sich erst nach dem ersten richtigen Streit zeigt, ob die Beziehung hält. Und das nicht zu unrecht, wie Forscher der Ball State Universität herausfanden. Es gibt Zusammenhänge zwischen den Komponenten, wie lange die Beziehung dauert, und wie die Partner mit dem ersten Streit umgehen.

Die Forscher befragten sowohl Paare, die sich noch nicht gestritten haben, die gerade ihren ersten Streit hinter sich hatten, und solche, die sich danach getrennt haben. Für die Experten unter uns: Es wurde eine IAT genutzt, um mögliche Bias und die soziale Erwünschtheit zu unterdrücken.

Dabei stellte sich heraus, dass es vier Gründe für einen ersten großen Streit gibt: Ungewissheit über das Commitment in der Beziehung, Eiversucht, Verletzung von Erwartungen und unterschiedliche Persönlichkeiten.

Nach dem ersten großen Streit hatten die Paare Klarheit über ihre Gefühle, waren sich bewusst über die gegenseitige Abhängigkeit und erkannten thematische Konflikte an.

Der für uns spannendste Teil kommt jetzt. Es gab einen signifikanten Unterschied zwischen den „Überlebenden“ und denen, die sich getrennt hatten. Ausschlaggebend für das Lösen des Streits waren folgende Aspekte:

    • die wachsende oder verschwindende Unsicherheit über die eigenen Gefühle
    • verschiedene Glaubenssätze bezüglich der Kommunikation und Konflikten
    • Einstellung bezüglich Schuldzuweisung im Konflikt

Aus den letzten Punkten lassen sich einige Folgeschlüsse bezüglich unserer Thematik schließen. Wenn wir uns nach den Forschungen und Ergebnissen der Ball State Universität richten, lässt sich die Lösung unserer Streitigkeiten und Diskussionen auf drei Punkte reduzieren.

Wir müssen uns über unsere Gefühle klar werden, die Glaubenssätze teilen und eine ähnliche Einstellung zum Thema Schuld haben.

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10 Tipps von der vereinten Kraft der Psychologen, Soziologen, Therapeuten und Wirtschaftswissenschaftlern

#1 Gefühle sortieren

Wenn wir einen Streit austragen wollen, müssen wir uns sicher sein, dass wir mit dieser Person danach überhaupt noch zusammen sein wollen. Streiten wir eventuell, weil wir unzufrieden mit der Beziehung sind und Schluss machen wollen, uns aber nicht trauen? Nimm dir Zeit für dich und denke darüber nach, was du dir für die Zukunft wünscht.

#2 Streitziele formulieren

Du weißt jetzt, dass deine Beziehung überleben soll, aber was genau wünscht du dir von dem Streit? Überlege dir einmal, welche Art von Ergebnis du dir wünschst. Bist du bereit, Kompromisse zu machen? Wenn dein Partner Socken wegräumt, gehst du dafür einmal mehr mit dem Hund Gassi? Diskutiert ihr, damit jemand das Verhalten ändert oder weil ihr selbst ein Bedürfnis habt, das erfüllt werden möchte?

#3 Fehleranalyse

Wenn wir an das Modell von Wanja Kunstleben denken, wo lässt sich euer Streit einordnen? Redet ihr nicht respektvoll oder hört ihr euch gegenseitig nicht zu? Versucht, alle Dimensionen bildlich zu visualisieren und ordnet den Streit ein. Was genau muss besser laufen, damit es eine Einigung geben kann.

#4 Zerkleinern

Auch wenn es kindisch klingt, hilft es, den Streit runter zu brechen. Jeder darf aufschreiben, worum es ihm geht. Am Ende dürfen dort viele Dinge stehen, über die einfach mal gestritten werden muss. Ein Dauerstreit besteht selten aus nur einem Thema. Was steckt alles dahinter und womit hat es eigentlich angefangen?

#5 Keine Prinzipienstreits

Streiten nur des Streitens wegen ist keine gute Idee. Wir müssen nicht nach Gegenmaßnahmen suchen. Versucht lieber, die Menge, an der ihr arbeiten wollt, auf eine überschaubare Menge aus eurer Liste zu reduzieren.

#6 Einstellung überprüfen

Mit Bezug auf Tilman Grande und das zusammengesetzte Modell zur Erklärung von Paarkonflikten ist es wichtig, dass wir uns einen Überblick über den Streit und unsere Einstellung dazu verschaffen.

Wenn wir direkt negative Gedanken an unseren Partner haben, sogar bevor wir mit ihm oder ihr geredet haben, dann bringen selbst die besten Bemühungen nichts. Unser Körper sendet Signale. Wenn die auf Abwehr eingestellt sind, fahren wir nur immer tiefer in einen lösungsfreien Konflikt.

#7 Ehrlich sein

Paare, die sich ihre Gefühle ehrlich gesagt haben und dieselbe  Kommunikations-Taktik verwenden, haben eine bessere Überlebenschance. Wenn wir drum herum sprechen oder versuchen, nur implizit zu reden, dann misslingt das meistens. Versucht euch darauf zu einigen, wie ihr miteinander reden wollt.

#8 Basis finden

Nicht nur das miteinander Reden sollte auf der gleichen Basis sein, sondern auch Schuldzuweisungen. Es ist okay, wenn ihr niemandem die Schuld zuweisen wollt. Es ist auch okay, wenn ihr ganz klare Anschuldigungen aussprechen wollt. Solange ihr euch darüber einig seid, ist es in Ordnung. Wenn beide gut mir der Kritik des andern umgehen können, streitet es sich leichter aus.

#9 Unterbrecht den Streit kurz

Vor allem, wenn man sich in Rage streitet, ist es schwer einen Überblick zu schaffen. Auch die Intimität leidet manchmal leider unter zu häufigem Streiten. Haltet kurz an, umarmt euch, sagt euch, dass ihr euch liebt, und macht dann erst weiter.

Es trägt auch dazu bei, dass wir uns sicherer fühlen. Menschen, die besonders eifersüchtig oder unsicher sind, können sich viel besser auf das Hier und Jetzt konzentrieren, wenn sie wissen, dass sie sicher sind. Die Beziehung sollte auf einer guten Basis sein, bevor der Streit überhandnimmt.

#10 Streiten tut man Zuhause

Manchmal ist es nicht einfach, mit einem Streit zu warten und manchmal ist es sogar unmöglich. Doch wenn ihr die Zeit habt, dann setzt euch lieber Zuhause hin und diskutiert sachlich aus. Streitigkeiten sind intime zwischenmenschliche Dinge, die nur euch beide betreffen. Gerade unter Bekannten sagen wir manchmal Dinge, die wir nicht so meinen. Das nennt sich soziale Erwünschtheit.

An einem geschützten Ort redet es sich freier. Erinnert euch dann konkret an Beispiele, um den Dauerstreit zu verhindern. Macht gegebenenfalls ein Beweisfoto, aber nutzt es nicht, um euch zurechtzuweisen, sondern lediglich, damit euer Partner euch verstehen kann.

Falls du weitere Tipps benötigst und dich ganz persönlich zu deiner konkreten Situation beraten lassen möchtest, beraten wir dich unverbindlich und vermitteln dich an einen Coach, der dich bei deiner Entwicklung begleitet. Bei unserer Suche nehmen wir uns Zeit und suchen nach deinem passenden Berater.

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